Lanson Sharp Sharp itibaren Smilno, Slovakya
Von Kriegsneurosen betroffene Menschen wiederholen in ihren Träumen immer wieder die traumatisierende Situation. Diese klinischen Beobachtungen ließen sich nicht mit der bis dahin in der psychoanalytischen Theorie angenommenen "Herrschaft des Lustprinzips" vereinbaren. Dem zur Lebenserhaltung drängenden Eros stellt Sigmund Freud den zum Unbelebten strebenden Todestrieb gegenüber. Der Todestrieb ist eine zwischenmenschliche, zivilisations- und kulturfeindliche Aggressions- und Destruktionsneigung. Diese Aggressionsneigung muss durch die Kultur abgeschwächt oder ausgeschalten werden, um menschliches Zusammenleben zu ermöglichen. Ein ursprüngliches, natürliches Unterscheidungsvermögen von Gut und Böse lehnt Freud ab, weil das Schädliche oder Gefährliche durchaus etwas Erwünschtes sein kann. Ein fremder Einfluss bestimmt, was das Gute und das Böse sein soll. Auf der ersten Entwicklungsstufe sind die Motive, sich diesem fremden Einfluss zu unterwerfen, Hilflosigkeit und Abhängigkeit von anderen, Angst vor dem Liebesverlust. Die Autorität wird auf der zweiten Entwicklungsstufe durch die Aufrichtung eines Über-Ich verinnerlicht. Die Unterdrückung der Aggression bewirkt "Das Unbehagen in der Kultur". Freuds Menschenbild ist das einer Bestie, die durch die Kultur im Zaum gehalten werden muss; der Wolf wird mit einem Schafspelz bekleidet. Der triebtheoretische Blickwinkel bietet einen pessimistischen Kulturbegriff. Die Determinierung der Menschen durch ihre Triebe lässt nur zwei Wege zu: Im natürlichen Zustand ein Kampf aller gegen alle, im vergesellschafteten ein dauerndes Unglück.